Der Inn im Wandel der Zeit

EINE TAFEL FÜR DIE FISCHE

Eine neue Infotafel am Inndamm auf Höhe der Realschule Wasserburg soll auf die

vielfältigen Probleme des Ökosystems Fluss und seiner Bewohner hinweisen. Initiiert

wurde das Projekt vom Kreisfischereiverein Wasserburg - Verein für Gewässer und

Artenschutz in Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt Rosenheim.

Unsere Fische stehen vor großen Herausforderungen, sagt Franz Göpfert, der 1.

Vorsitzende des Vereins. Ein großer Teil der ursprünglich im Inn heimischen Arten sei

gefährdet oder stark gefährdet. Die Ursachen dafür seien vielfältig, hätten aber

wesentlich mit der Nutzung unserer Flüsse durch den Menschen zu tun.

Ein großer Teil unserer heimischen Flussfische braucht zur Eiablage lockeren Kies,

ergänzt Roland Edl, der 2. Vorstand des Vereins, denn in die Lücken zwischen den

Steinchen würden die Eier gelegt und dort entwickelten sich auch die Larven.

Aber genau dieser lockere Kies fehlt in all unseren Flüssen, stellt Göpfert fest. Eigentlich

brächte der Fluss ständig frischen Kies aus den Bergen mit oder grübe ihn aus den

Ufern, doch Uferbefestigungen und Kraftwerke blockierten den natürlichen Nachschub.

Der im Fluss verbliebene Kies werde fortgespült oder durch feinen Sand verstopft, bis

der Grund hart wie Beton würde.

Deshalb werde das Kiesbett auf Höhe der Realschule und unterhalb der Kapuzinerinsel

jedes Jahr mit dem Bagger aufgebrochen. Der Verein wird dabei tatkräftig vom

Wasserwirtschatsamt Rosenheim und der VERBUND AG unterstützt. In diesem Jahr

seien zusätzlich 80 Tonnen frischer Kies untergehoben worden, sagt Edl.

Dass die Maßnahme funktioniert, belegen eindrücklich Untersuchungen der TU

München, die Eier bzw. Larven von 17 verschiedenen Fischarten unterhalb des

Laichplatzes nachweisen konnten. Darunter stark gefährdete Arten wie die Äsche oder

der Huchen.

Damit unsere Fischbestände eine Zukunft haben, brauchen wir aber dringend die

Mithilfe der Öffentlichkeit, betont Göpfert. Es brauche ein breiteres allgemeines

Bewusstsein für die Probleme unserer Flüsse. Und genau dabei solle die neue

Informationstafel helfen. Die Leute wissen oft gar nicht, was in unseren Flüssen

passiert, fügt Edl hinzu. Aber worum ich nicht wisse, könne ich mich auch nicht sorgen.

Besonders schön für alle Beteiligten: kurz nach Aufstellung der Tafel fanden sich am

Laichplatz mehrere Huchenpaare ein, die ein aufmerksamer Beobachter dank des

klaren Wassers auch mit bloßem Auge entdecken konnte.


Foto: Franz Göpfert, der 1. Vorsitzende des Vereins für Gewässer und Artenschutz, (links) und
Roland Edl, sein Stellvertreter, (rechts) vor der neu aufgestellten Informationstafel am Inn
auf Höhe der Wasserburger Realschule.